Aufwertung einer monotonen innerstädtischen Obstbaumwiese in eine insektenfreundliche, artenreiche Streuobstwiese

Kommune Stadt Vaihingen an der Enz
Bundesland Baden-Württemberg
Kontakt Jochen Boger
Amt für Technische Dienste, Amtsleitung
Tel.: 07042/ 18204
E-Mail: j.boger@vaihingen.de
Kooperationspartner Naturschutzbund Deutschland NABU Vaihingen/Enz e.V.
Lokale Agenda "Vaihingen blüht auf"
Bezirksimkerverein Vaihingen/Enz
Laufzeit November 2020 – November 2027
(Fortführung nach 2027 beabsichtigt)

INFOMATERIAL

Flyer Natur Entdecker Pfad, Infotafel Blumenwiese, Infotafel Fledermäuse, Infotafel Naturpfad, Infotafel Obstbaumlehrpfad, Infotafel Sand-Lehmhügel, Infotafel Steinriegel, Infotafel Streuobstwiese, Infotafel Totholz, Infotafel Vögel, Infotafel Wildbienennisthilfe

 

KURZBESCHREIBUNG

Streuobstwiesen prägen seit Jahrhunderten unsere Kulturlandschaften. Sie sind Rohstofflieferanten für zahlreiche Streuobstprodukte, wertvolle Erholungsorte und nicht zuletzt Lebensraum für bis zu 5.000 verschiedene, zum Teil bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Streuobstwiesen vereinen die Eigenschaften lichter Wälder und blühender Wiesen. Sie naturnah zu entwickeln und dauerhaft zu erhalten ist ein bedeutsamer Schritt hin zu mehr Artenvielfalt.

Aufwertung einer monotonen innerstädtischen Obstbaumwiese in eine insektenfreundliche, artenreiche Streuobstwiese

Auch die Stadt Vaihingen an der Enz widmet sich der Bedeutung kommunaler Streuobstflächen für die biologische Vielfalt und wertete im Zuge ihres Zukunftsprojektes eine bestehende Obstbaumwiese durch gezielte Umgestaltungsmaßnahmen ökologisch auf.

Um Teile der 6.000 m² großen und entlang einer ehemaligen Bahntrasse gelegenen Projektfläche in eine artenreiche Blühwiese zu verwandeln, erfolgte eine umbruchlose Ansaat mit gebietseigenem Saatgut. Anschließend wurde das Saatgut per Hand ausgebracht. Durch diese Methode konnten Beschädigungen am Wurzelwerk der bestehenden Obstbäume vermieden werden. Lücken in den Obstbaumbeständen wurden durch Neuanpflanzungen geschlossen. Hierbei wurde Wert auf die Verwendung heimischer und kulturhistorischer Sorten wie dem Stuttgarter Gaishirtle oder dem Öhringer Blutstreifling gelegt, um so auch die genetische Vielfalt der Region zu fördern.

Durch die Anlage eines Sand-Lehm-Hügels, eines Steinriegels mit integriertem Wiedehopfnistkasten sowie eines Totholzhaufens wurden natürliche Niststrukturen für verschiedene Tierarten geschaffen. Neben einer Vielzahl von Insekten, etwa erdbewohnende Sandbienen, profitieren auch Reptilien und Kleintiere von den neu geschaffenen Habitaten. Ergänzt werden diese durch Vogel- und Wildbienennisthilfen sowie durch Fledermausquartiere. Federführend bei der Herstellung und Anbringung der Nisthilfen waren vor allem die Kooperationspartner NABU Vaihingen an der Enz und der Bezirksimkerverein Vaihingen an der Enz. Neben einer klassischen Wildbienennisthilfe kommen auf der Fläche vor allem sogenannte Eschenwildbienenhölzer zum Einsatz. Diese wurden vom NABU in Handarbeit gefertigt. Die Eschenhölzer wurden dabei mit Bohrungen ins Längsholz von 3 bis 9 mm Durchmesser versehen. Anschließend wurden die Bohrränder mit einem Senker bearbeitet, damit keine Splitter zurückbleiben, welche den Einflug der Insekten behindern oder diese verletzen können. Die Eschenwildbienenhölzer sind ein sehr gelungenes Beispiel einer einfach herzustellenden aber fachlich vorbildlichen Nisthilfe für hohlraumbewohnende Wildbienenarten.

Um die Streuobstwiese als Raum für Naturerfahrung und Umweltbildung erlebbar zu machen, wurde ein Obstbaumlehrpfad angelegt. Hierzu wurden sämtliche Obstgehölze mit Etiketten versehen, welche über den Sortennamen, die Pflück- oder Genussreife sowie die Verwendungsmöglichkeiten der Frucht informieren und ausdrücklich zum Naschen einladen. Kindgerechte Informationstafeln geben Auskunft über die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen sowie über die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.

Zukünftig sollen im Rahmen eines Monitorings die auf der Fläche vorkommenden Pflanzen- und Insektenarten erfasst werden. Ein Ornithologe des NABU Vaihingen an der Enz wird die anwesenden Vogelarten dokumentieren.

 

Auszeichnung der Stadt Vaihingen an der Enz