"FlederSchmausWiese": Nachtfalterwiese mit Fledermaus-Horchstation
Kommune | Hansestadt Havelberg |
Bundesland | Sachsen-Anhalt |
Kontakt | Andre Gerdel
Tel.: 039387 / 76525 E-Mail: ordnungsamt@havelberg.de |
Kooperationspartner | Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe |
Laufzeit | November 2020 – November 2027 (Fortführung nach 2027 beabsichtigt) |
INFOMATERIAL
Infotafel Jäger & Gejagte, Infotafel Insekten- und fledermausfreundlich gärtnern, Infotafel Vom Fressen und gefressen werden, Infotafel Die Vielfalt der Niststrukturen, Infotafel Von grün zu bunt – Pflegekonzept, Infotafel Städtisches Grün für Insekten
KURZBESCHREIBUNG
Fledermäuse machen mit insgesamt 25 in Deutschland nachgewiesenen Arten rund ein Drittel des Artenspektrums der wild lebenden heimischen Säugetiere aus und sind wichtige Akteure in unseren Ökosystemen. Sie vertilgen Unmengen von Insekten – darunter auch viele Schädlinge. In Städten und Dörfern besiedeln sie Gebäude oder leben in Spalten und Höhlen alter Bäume. Mit der Abenddämmerung beginnen die Tiere aus ihren Tagesverstecken zu fliegen, um in der Nacht an Gewässern, in Parks, Gärten und Wäldern nach Insekten zu suchen. Nahrungsmangel und schwindende Unterschlupfmöglichkeiten führen dazu, dass viele Fledermausarten mittlerweile in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Durch eine geeignete Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünflächen können Kommunen jedoch dazu beitragen, wichtige Refugien für gefährdete Fledermausarten zu schaffen.
"FlederSchmausWiese": Nachtfalterwiese mit Fledermaus-Horchstation
In ihrem Zukunftsprojekt widmet sich die Hansestadt Havelberg der Entwicklung artenreicher Wildblumen-Kräuterwiesen zur Förderung von Nachtfaltern als Nahrungsgrundlage für heimische Fledermäuse und zeigt, wie sich Artenschutz und Umweltbildung innovativ verbinden lassen.
In enger Kooperation mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe entstanden im Bereich der Havelberger Spülinsel drei arten- und strukturreiche Wildblumen-Kräuterwiesen für nachtschwärmende Insekten, die eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fledermäuse darstellen. Auf insgesamt etwa 2.500 m² wurde speziell auf Nachtfalter abgestimmtes Saatgut mit nachtblühenden, nektarreichen Blütenpflanzen wie der Moschus-Malve (Malva moschata), dem Echten Seifenkraut (Saponaria officinalis) oder der weißen Lichtnelke (Silene latifolia ssp. alba) ausgebracht. Mit ihrem intensiven Duft locken die Pflanzen zahlreiche Nachtfalter an. Durch die spezifische Förderung nachtschwärmender Insektenarten soll im Rahmen des Zukunftsprojektes das Nahrungsangebot für die im Stadtgebiet und ihrer Umgebung vorkommenden Fledermausarten erweitert werden. Die Region um Havelberg beherbergt rund 15 Arten, darunter den Großen Abendsegler (Nyctalus noctula), das Braune Langohr (Plecotus auritus) oder die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus).
Zusätzliche Sonderstrukturen wie Steinriegel, offene Sandlinsen und Totholz ergänzen das Lebensraumangebot und schaffen wertvolle Habitate, von denen neben Insekten auch zahlreiche weitere Tiere wie insektenfressende Kleinsäuger, verschiedene Brutvögel oder Amphibien und Reptilien profitieren.
Um die artenreichen Wildblumen-Kräuterwiesen langfristig zu erhalten, werden sie extensiv gepflegt, d.h. max. zweimal jährlich gemäht. Das Belassen von Stauden, Altgrasinseln und randlichen Saumstrukturen bietet Flucht- und Rückzugsräume für Insekten und kleine Wirbeltiere während und nach der Mahd.
Um die nachtaktiven Fledermäuse für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen, stehen neben den konkreten Artenschutzmaßnahmen auch Umweltbildung und Naturerfahrung im Fokus des Projekts. Ein öffentlich zugänglicher stationärer Fledermausdetektor (Horchstation) macht die hochfrequenten Ortungs- und Fangrufe der Fledertiere in Echtzeit erlebbar. Informationstafeln sollen das Interesse für Naturzusammenhänge und die ökologische Bedeutung von Insekten wecken und Bürgerinnen und Bürger zur Eigeninitiative, bspw. zum Anlegen fledermausfreundlicher Blühflächen im eigenen Garten, motivieren.
Im Rahmen von FÖJ-Projektarbeiten (freiwilliges ökologisches Jahr) der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe wird derzeit ein vegetationskundliches Übersichtsmonitoring an mehreren repräsentativen Projektstandorten durchgeführt. Wesentliches Ziel der Vegetationsaufnahmen ist eine Erfolgskontrolle, bspw. zur Ermittlung des Etablierungsgrades von Zielarten (Ansaaterfolg) oder zur frühzeitigen Erkennung von ggf. aufkommenden Störzeigern (z. B. eine Dominanz unerwünschter Beikräuter). Weiterhin erfolgt seitens der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe eine Datensammlung sämtlicher mittels des stationären Fledermausdetektors erfassten Fledermausrufe. Die gesammelten Daten sollen in erster Linie dem Fledermauskompetenzzentrum im Biosphärenreservat Südharz und/oder dem Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt für Wissenschaft und Forschung zur Verfügung gestellt werden.