Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz - Vernetzung von Maßnahmen und Akteuren im Siedlungsraum

Kommune Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Bundesland Niedersachsen
Kontakt Dr. Stefan Rüter
Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Tel.: 0511 / 16843929
E-Mail: Stefan.Rueter@Hannover-Stadt.de
Kooperationspartner hanova Wohnen GmbH
Leibniz Universität Hannover
Laufzeit November 2020 – November 2027
(Fortführung nach 2027 beabsichtigt)

INFOMATERIAL

Website der Landeshauptstadt Hannover: Mehr Insektenschutz durch bessere Vernetzung in Vahrenheide

Website der hanova Wohnen GmbH: Wettbewerb Naturstadt

Infotafel Insekten brauchen Vielfalt

 

KURZBESCHREIBUNG

Städtische Grünflächen sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, erfüllen aber auch wichtige Funktionen für das menschliche Wohlbefinden. Ein naturnahes Wohnumfeld, an dessen Weiterentwicklung sich die Anwohnerschaft beteiligen kann, fördert die Erholung, Spiel, Bewegung und soziale Kontakte. Außerdem haben Bewohnerinnen und Bewohner, die ihren Außenraum mitgestalten können, eine höhere Identifikation mit ihrer Siedlung. Darüber hinaus verbessern Grünräume nachhaltig das Stadtklima und beugen dem urbanen Wärmeinseleffekt vor. Ein naturnahes Wohnumfeld trägt somit nicht nur maßgeblich zur Förderung der Biodiversität bei, sondern bedeutet auch mehr Lebensqualität für die Bevölkerung.

Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz – Vernetzung von Maßnahmen und Akteuren im Siedlungsraum

Auch die Landeshauptstadt Hannover widmet sich in ihrem Zukunftsprojekt dieser Thematik und zeigt auf, wie öffentliche Grünflächen und angrenzende Siedlungsbereiche im räumlich-funktionalen Zusammenhang für den Insektenschutz entwickelt werden können.

Durch die Kooperation mit der hanova Wohnen GmbH standen neben öffentlichen Grünflächen auch umfangreiche Flächen im Wohnumfeld für das Vorhaben zur Verfügung. Kerngebiet des Projektes ist ein Teil des Grünzugs „Emmy-Lanzke-Weg“ und die angrenzende Wohnbebauung der hanova im Bereich der Dresdener Straße und der Leipziger Straße in Hannover-Vahrenheide. Das Gebiet umfasst ca. 15.000 m² öffentliche Grünflächen und ca. 54.000 m² Flächen der hanova Wohnen GmbH.

Im Fokus des Projekts steht ein von der Landeshauptstadt Hannover in Kooperation mit der hanova Wohnen GmbH erarbeitetes Maßnahmenkonzept, welches die Entwicklung von blütenreichen Nahrungsflächen, Überwinterungshabitaten und Nistmöglichkeiten für Insekten im räumlich-funktionalen Zusammenhang beinhaltet.

Auf mehreren Teilflächen des städtischen Grünzugs wurden insgesamt 900 m² Blühwiesen und 420 m² Kräuterrasen neu eingesät. Für die Einsaat sind die sog. „Hannovermischungen“ (Regiosaatgut) zum Einsatz gekommen, die im Rahmen des „Insektenbündnis Hannover“ speziell für die Standortbedingungen und Bodenver­hältnisse in Hannover neu entwickelt wurden. Auf den Flächen der hanova Wohnen GmbH wurden insgesamt 600 m² Rasenfläche durch den Einsatz von regionalem Saatgut in Blühwiesen umgewandelt. Mithilfe des MSV e.V. „Grüne Brücke“ wurden ergänzende Gehölz- und Staudenpflanzungen umgesetzt. Bei der Pflanzenauswahl wurde neben langanhaltenden Blüheigenschaften auch auf eine ansprechende Gestaltung geachtet, um für die Anwohnerinnen und Anwohner Orte für Freizeit, Naturbeobachtung und Erholung zu schaffen.

Da viele Insektenarten (z.B. Wildbienen) auf besondere Nistmöglichkeiten wie Rohbodenstellen angewiesen sind, wurden entlang des städtischen Grünzugs Sandarien und Nisthügel als Kleinstrukturen geschaffen. Totholz in Form von liegenden Stämmen oder Eichenspaltpfählen ergänzt das Habitatangebot für Insekten und weitere Tierarten.

Um die Mieterinnen und Mieter der Wohnungsbaugesellschaft am Projekt teilhaben zu lassen, wurden Aushänge in den Hauseingängen platziert und Flyer zur insektenfreundlichen Balkongestaltung verteilt. Im Rahmen einer Balkonpflanzenaktion „Summender Balkon“ wurden Stauden, Kräuter und Insektennisthilfen sowie ein „Pflanzen-Starterset für insektenfreundliche Balkonkästen“ verteilt. Darüber hinaus können sich die Bewohnerinnen und Bewohner an Pflanz- und Pflegemaßnahmen beteiligen.

Um die artenreichen Blühwiesen langfristig zu erhalten, werden sie extensiv gepflegt, d.h. die Wiesen werden max. dreimal jährlich und zu verschiedenen Zeitpunkten sowie mit unterschiedlicher Häufigkeit gemäht, so dass stets Habitatstrukturen für Heuschrecken, Schmetterlinge und andere Insekten erhalten bleiben. Das anfallende Schnittgut wird zeitversetzt abgefahren. In diesem Zusammenhang wurden die Mitarbeitenden des städtischen Grünflächenbetriebs bezüglich einer ökologisch optimierten Grünflächenpflege geschult.

Die im Projekt durchgeführten Maßnahmen wurden 2021 erstmals durch ein ökologisches Monitoring begleitet (Fokus Wildbienen und Habitatstrukturen). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere bodennistende Wildbienenarten und auch die entsprechenden parasitären Wespenarten bereits nach kurzer Zeit von den neugeschaffenen Habitatstrukturen profitierten. In Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover erfolgte zudem ein erstes verhaltenswissenschaftliches Monitoring zur Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung. Die Untersuchungen zeigen bereits positive Effekte der Maßnahmen auf und sollen in den Folgejahren fortgesetzt werden.

 

 

Auszeichnung der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün